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Erster Bibernachwuchs seit über 200 Jahren

Erster Bibernachwuchs seit über 200 Jahren im Parc naturel régional Gruyère Pays-d’Enhaut

Der Naturfilmer Patrick Murisier hat diesen Sommer im Parc naturel régional Gruyère Pays-d’Enhaut zum ersten Mal seit über 200 Jahren wieder junge Biber beobachten und filmen können (© Patrick Muriset)

Der Naturfilmer Patrick Muriset hat im Juni im Parc naturel régional Gruyère Pays-d’Enhaut zum ersten Mal seit über 200 Jahren wieder junge Biber beobachten und filmen können. 

Erster Bibernachwuchs im Parc naturel régional Gruyère Pays-d’Enhaut seit über 200 Jahren (© Patrick Muriset)

Was wissen wir zur Ausrottung des Bibers im Pays-d'Enhaut?
Zur Ausrottung des Bibers in der Region Gruyère Pays-d’Enhaut finden wir Informationen im Bericht von Gerold Stocker Biber (Castor fiber L.) in der Schweiz_Probleme der Wiederansiedlung aus biologischer und ökologischer Sicht. Er zitiert dort Robert Hainard (1962) zum Verschwinden und zu den letzten Vorkommen des Bibers in der Schweiz: Der Helvetische Almanach berichtet von Bibern im Kanton Luzern im Jahre 1804 und im Wallis im Jahre 1820. 1818 schreibt der Doyen Philippe Bridel: ,Vor ungefähr 20 Jahren wurde zuhinterst im Val Ion de l'Etivaz, bei der Quelle der Torneresse, ein Biberpaar getötet, das dort seine Wohnstätte hatte'. 
Stocker ordnet diese Quelle wie folgt ein: Dieser Ort liegt auf über 2000 m ü.M., nicht weit vom Col d' Isenau Die Besiedlung eines derartigen Gewässerabschnittes scheint  jedoch, nach einer Besichtigung des Geländes zu schließen, wenig wahrscheinlich; er liegt oberhalb einer Gefällepartie von durchschnittlich über 30 Prozent über 500 m Höhendifferenz.

Einordnung der Aussage von Philippe Bridel
Dass auf dieser Höhe effektiv Biber lebten scheint selbst aus heutiger Sicht sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass die Ortsangaben nicht korrekt sind. Im Vallée d'Etivaz gibt es jedoch zahlreiche Möglichkeiten, wo Biber damals noch vor der Verfolgung hätten überdauern können. 

Weshalb erst jetzt?
Die Ausbreitung des Bibers im Saane-Einzugsgebiet geht im Vergleich zu anderen grossen Gewässer-Einzugsgebieten recht schleppend voran. Dies ist aber nicht weiter verwunderlich: die Biber müssen an der Saane vom Saanespitz beim Zusammenfluss der Saane mit der Aare bis in den Parc naturel régional Gruyère Pays-d’Enhaut zusammen 6 grosse Stauanlagen überwinden - zum Teil liegen diese in Schluchten, die die Biber zu Fuss mühsam umgehen müssen. 

Wie geht es weiter?
Mit diesem Reproduktionsnachweis demonstrieren die Biber jedoch, dass sie sich bald auch die letzten, vor über 200 Jahren noch bewohnten Gebiete, langsam aber sicher wieder zurückholen werden. 

Patrick Muriset hat mit den Aufnahmen dieses Sommers einen schönen Film gemacht. 

Eines der Elterntiere transportiert ein Junges durchs Wasser (© Patrick Muriset)