Waldmäuse als Prädatoren am Amphibienzaun?

Ein Erdkröten-Paar, bei welchem das Männchen eine Verletzung am Rücken aufweist (© Stefanie Meyer, aus: Hylidae 1/25)
Der NABU Mönchengladbach e.V. berichtet in seiner aktuellen Ausgabe der Hylidae (1/25) über einen bislang kaum beachteten Prädator an Amphibienschutzzäunen: die Waldmaus (Apodemus sylvaticus). Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass sie für die Rückenverletzungen an zahlreichen Tieren verantwortlich ist.
Im Frühjahr 2025 wurden am Schutzzaun des Amphibienlaichgebietes Herzpark (Mönchengladbach-Hardt, Deutschland) auffällig viele Erdkröten mit Verletzungen im Rückenbereich entdeckt. Die meisten betroffenen Tiere wiesen Hautläsionen auf, waren jedoch noch mobil. Einige Amphibien wurden stark angefressen oder bereits tot aufgefunden.
Als Verursacher standen zunächst die bekannten und vor Ort vorkommenden Prädatoren unter Verdacht, wie Rotfuchs, Iltis und Marder sowie Vögel (Eichelhäher, Krähen, Elstern). Videoaufnahmen führten dann auf eine andere Spur: Zwar konnten nächtliche Aktivitäten von Fuchs, Iltis und Katzen entlang des Amphibienzauns dokumentiert werden, auffällig häufig waren jedoch auch Waldmäuse zu sehen. Eine Aufnahme zeigte deutlich, wie eine Waldmaus eine Erdkröte am Rücken biss und mit sich zog.
Auch an Amphibienzugstellen in der Schweiz wurden bereits vergleichbare Hautverletzungen im Rückenbereich beobachtet.

Eine an einer Zugstelle gefundene Erdkröte mit einer Verletzung am Rücken (© Amphibienhelfergruppe Lommiswil)
Obwohl bisher nur ein eindeutiger Nachweis für die Beteiligung der Waldmaus vorliegt, lassen sich andere Prädatoren aufgrund des spezifischen Schadbildes weitgehend ausschliessen. Der gerne in Gewässernähe vorkommende Iltis zum Beispiel lähmt Amphibien mit einem Nackenbiss und trägt sie an sichere Verstecke. In Siedlungsgebieten mit Rasenflächen kämen grundsätzlich auch Mähroboter als Verursacher der Rückenverletzungen in Frage. Da diese zum Zeitpunkt der Laichwanderung (März, April) wenig in Betrieb sein dürften, stellt sich diese Problematik eher für die Rück- und Jungtierwanderung in den Sommermonaten.
Aus der Reptilienhaltung liegen Beobachtungen vor, dass Reptilien während der Winterruhe von Nagetieren (zu denen auch die Waldmaus zählt) angeknabbert werden. Manchmal werden die Tiere dabei tödlich verletzt. In Australien wurden zudem Angriffe einheimischer Nagetiere auf invasive Aga-Kröten (Rhinella marina) dokumentiert – offenbar ohne dass deren Hautgift abschreckend wirkt (s. Predation on invasive cane toads (Rhinella marina) by native Australian rodents | Journal of Pest Science).
Die Waldmaus ist ein Allesfresser und ernährt sich hauptsächlich aus Samen, Früchten, Knospen, Gräsern und Insekten. Je nach Nahrungsverfügbarkeit unterliegt ihre Population starken Schwankungen. Sie kommt in vielfältigen Lebensräumen vor, darunter Hecken, Waldränder, Parks und Gärten (s. Verbreitungskarte Waldmaus Schweiz).
Derzeit ist unklar, wie sich Waldmäuse wirksam von Amphibieneimern fernhalten lassen. An Amphibien-Zugstellen mit bekannten Prädatoren wie Marder, Iltis und Krähen wurden bereits Schutzvorrichtungen getestet, um den Zugang zu den Eimern zu erschweren. Für Waldmäuse, die mit 8-10 cm Körpergrösse etwa so gross sind wie die wandernden Amphibien selbst, dürften diese Schutzvorrichtungen jedoch keinen (genügenden) Schutz bieten.
Haben Sie an Ihrer Amphibien-Zugstelle ähnliche Beobachtungen gemacht, etwa Amphibien mit Rückenverletzungen? Oder haben Sie bereits versucht, Waldmäuse von der Amphibienzugstelle abzuhalten? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen unter: migration.amphibiens (a) infofauna.ch (Email)