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Was Fischotterkot alles verrät

Fischotter unter einer Brücke (© Amt für Jagd und Fischerei Graubünden).

Fischotter nutzen gerne höhlenartige Strukturen unter Brücken zum Absetzen ihres Kots. Dadurch teilen sie zahlreiche Informationen mit ihren Artgenossen (© Amt für Jagd und Fischerei Graubünden).

Fischotter nutzen ihre Ausscheidungen gezielt zum Informationsaustausch mit ihren Artgenossen. Doch auch für uns ist der Fischotterkot eine wertvolle Informationsquelle, er verrät uns nicht nur die Anwesenheit dieser heimlichen Art, sondern erlaubt uns auch Einzelheiten über das Individuum wie Geschlecht, Herkunft oder seine Verwandtschaftsbeziehungen zu erfahren.

Fischotter sind Einzelgänger und ausgesprochen territorial. Mit ihren Kotmarken können sie ihr Territorium gegen Artgenossen abgrenzen. Aber der Kot enthält weit mehr Botschaften als nur den Gebietsanspruch: er verrät den Adressaten auch Details über die Anwesenheit neuer Nachbarn, den Jagderfolg und das Beutespektrum seiner Artgenossen, aber auch Einzelheiten zu deren Fortpflanzungs- oder Gesundheitsstatus. Will ein Fischotter keine dieser Informationen preisgeben, entlässt er seinen Kot direkt ins Wasser. Will er hingegen Informationen teilen, sucht er sich dafür auffällige Stellen am Gewässerrand, wie grosse Steine, Wurzeln oder Sandbänke, um seine Losung zu deponieren. Äusserst gerne nutzt er dafür auch Brücken, sofern diese eine höhlenartige Struktur und ein seitliches Bankett aufweisen. Im witterungsgeschützten Hohlraum unter einer solchen Brücke bleibt seine Botschaft nämlich besonders lange erhalten.

Fischotterkot mit Knochenresten (© Christof Angst).

Der Fischotterkot enthält oft Knochenreste seiner Beutetiere (© Christof Angst).

Dank ihrer raschen Verdauung können Fischotter viele Markierungen pro Nacht absetzen oder erneuern. Doch selbst wenn der Darm leer ist, können sie weiterhin Botschaften teilen. Anstelle von Kot, sondern sie dafür ein Darm-Sekret ab, den sogenannten «Fischotter-Gelee» oder «Erneuern» ihre bestehende Markierung, indem sie darüber urinieren.

Markierung mit Fischottergelee (© Christof Angst).

Ist der Darm leer, nutzt er ein Darmsekret, den sogenannten Gelee, um seine Botschaft zu platzieren (© Christof Angst).

Doch was verrät der Fischotterkot nun uns Menschen? Der Fischotter ist sehr heimlich unterwegs, eine direkte Beobachtung infolgedessen schwierig. Die Losungskartierung ermöglicht daher eine effiziente Alternative, die Besiedlung eines Gewässers durch den Fischotter nachzuweisen. Als besonders effizient hat sich die Losungssuche unter Brücken erwiesen, denn der Suchradius ist dort eindeutig abgegrenzt und meist gut und gefahrlos zugänglich.

Seit der Fischotter wieder in die Schweiz zurückkehrt ist, werden auch Losungsproben für genetische Untersuchungen genommen und vom Laboratoire de Biologie de la Conservation de l'Université de Lausanne ausgewertet. Im Oberengadin entlang dem Inn zwischen St. Moritz und Zernez konnten so beispielsweise bereits drei verschiedene Fähen und fünf Rüden nachgewiesen werden.

Auch die Zeitreihen geben spannende Einblicke ins Leben der dortigen Individuen: So kann eine Fähe dank ihrem Kot bereits seit 2019 regelmässig erfasst werden. Mit ihren mindestens sechs Jahren ist sie damit bereits deutlich älter geworden als die meisten ihrer Artgenossen. Am gefährlichsten ist das erste Lebensjahr, viele Welpen sterben sogar bereits im Wurfbau, nur die Hälfte aller Tiere erreicht das zweite Lebensjahr. Danach wird ihnen oft der Strassenverkehr zum Verhängnis, dieser gilt als häufigste Todessache adulter Fischotter. Gefahrenstellen lassen sich jedoch ottergerecht umgestalten, dies kommt auch vielen weiteren Tieren zugute.

Möchten Sie uns helfen, geeignete Brücken oder Gefahrenstellen für eine nationale Fischotterkartierung zu identifizieren? Fotografieren Sie dafür einen Bachdurchlass und melden Sie ihn uns per Webapp – die Erfassung dauert nur wenige Minuten.