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Neue Dipterenarten (Mücken, Fliegen) in der Schweiz entdeckt

Ein gelb-schwarz gefärbter Zweiflügler

Pogonosoma maroccanum, eine Raubfliegen-Art (Asilidae). Der Erstnachweis in der Schweiz wurde 2018 in einem Artikel von Entomo Helvetica publiziert (© Peter Duelli)

Im Rahmen des Aktualisierungsprojektes der Dipteren-Checkliste der Schweiz wurden die neu auf nationaler Ebene erfassten Arten zusammengestellt. Diese Insektenordnung gehört zu den vielfältigsten und es werden häufig neue Arten entdeckt, auch in den letzten Jahren. Es handelt sich dabei nicht zwingend um Arten, welche erst seit Kurzem in der Schweiz sind, sondern häufig um Arten, die einfach zum ersten Mal nachgewiesen werden. Auch in Zukunft sind noch zahlreiche Entdeckungen zu erwarten!

Das momentan laufende Projekt zur Erstellung einer neuen Checkliste der Dipteren (Zweiflügler) der Schweiz hat die Autorinnen und Autoren der Listen der verschiedenen Familien dazu veranlasst, eine eifrige Suche nach allen Artikeln durchzuführen, in denen seit dem Erscheinen der ersten Checkliste im Jahr 1998 erstmals Arten in der Schweiz nachgewiesen wurden. Verglichen mit anderen Insektengruppen, erregen Zweiflügler im Allgemeinen weniger Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und bei Entomologen, da sie oft als «uncharismatisch» gelten. Deshalb sind die Kenntnisse zu dieser Gruppe noch immer lückenhaft und es werden regelmässig neue Arten durch Spezialisten, aber auch durch Amateurinnen und Amateuren entdeckt. Diese «neuen» Arten sind oft gar nicht «neu», aber ihr Vorkommen in der Schweiz war bis anhin nicht bekannt. Oft sind es übrigens auch (manchmal alte) Sammlerstücke, die angesichts der aktuellen Erkenntnisse als neu identifiziert werden. Für eine Reihe von Neuzugängen ist allerdings auch der Klimawandel verantwortlich.

Ein dunkel gefärbter Zweiflügler

Dorylomorpha anderssoni, eine Augenfliegen-Art (Pipunculidae). Der Erstnachweis in der Schweiz wurde 2021 in einem Artikel von Entomo Helvetica veröffentlicht (© Lisa Fisler).

Allein in der Schweizer Zeitschrift Entomo Helvetica wurden in den letzten vier Jahren, zwischen 2020 und 2023, in sage und schreibe 15 Artikeln eine oder mehrere neue Dipterenarten für die Schweiz erwähnt. Zu diesen Entdeckungen gehören auch neue Arten der Pipunculidae (Augenfliegen), einer Familie sehr kleiner Fliegen, deren Augen fast grösser sind als der Kopf. Die Identifizierung dieser Arten ist schwierig und erfordert oft die genaue Beobachtung ihrer Genitalien unter einer Binokularlupe. Vor kurzem wurde auch eine neue Art der Asilidae (Raubfliegen), Dioctria sudetica, in der Schweiz entdeckt. Diese grossen, furchteinflössenden Fliegen fangen im Flug andere Insekten, um sie zu verschlingen. Diese Familie gehört zu den gut erforschten Dipteren-Familien, ebenso wie die Stratiomyidae (Waffenfliegen), eine sehr vielfältige Familie, die oft auffallend metallisch aussieht, die Syrphidae (Schwebfliegen) oder die Drosophilidae (Taufliegen), von denen in den letzten Jahren ebenfalls mehrere Arten entdeckt wurden. Auch in anderen, weniger bekannten Familien wie den Chironomidae (Zuckmücken), Cecidomyiidae (Gallmücken) und Scatopsidae (Dungmücken) wurden in letzter Zeit neue Arten entdeckt.

Natürlich enden die Recherchen der Autoren und Autorinnen der Checkliste nicht mit der Zeitschrift Entomo Helvetica oder den letzten vier Jahren, sondern sie schliessen manchmal auch gesammeltes, unveröffentlichtes Material mit ein. Bis zum Erscheinen der aktualisierten Checkliste wird es deshalb noch etwas dauern, um die Entwicklung unserer Kenntnisse über die Dipteren der Schweiz in Zahlen auszudrücken zu können. Die Kenntnisse werden sich natürlich auch nach dem Erscheinen der Checkliste weiterentwickeln. Doch obwohl die Zahl der gemeldeten Arten weiter steigt, ist zu beachten, dass für Hunderte von Dipterenarten keine aktuellen Daten verfügbar sind. Obwohl es keine Rote Liste für Dipteren gibt, ist es wahrscheinlich, dass viele dieser Arten aus bestimmten Lebensräumen verschwunden sind. Zu beachten ist auch, dass die Erforschung der Dipteren stark von der Zeitdauer abhängt, welche die wenigen vorhandenen Spezialisten den verschiedenen Familien und dem Zusammentragen von Informationen für jede Familie aufwenden können.