Mollusken (Weichtiere)
Kenntnisstand
Die Mollusken oder Weichtiere stellen ein wichtiges Element der Biodiversität der Schweiz dar. Sie bestehen aus Schnecken (Gastropoda) und den Muscheln (Bivalvia). Sie bilden eine sehr vielfältige Artengruppe und nehmen einen wichtigen Platz in den Ökosystemen ein. Der Wissensstand über diese Artengruppe variiert stark zwischen den Arten und taxonomische Probleme bleiben für mehrere Gattungen bestehen. In der Schweiz sind 293 Molluskenarten bekannt, davon sind 30 allochthon (d.h. eingeschleppt) lassen sich wie folgt aufgliedern: 211 terrestrische Arten inklusive 36 Nacktschnecken, und 82 aquatische Arten inklusive 35 Muscheln. Die Schweiz trägt für gewisse Arten oder Unterarten endemischer Mollusken, deren Verbreitungsgebiet strikt oder weitgehend auf die Schweiz beschränkt ist, eine besondere Verantwortung für deren langfristige Erhaltung.
Rote Liste
Aufgrund ihrer sehr geringen Mobilität, sind die Mollusken besonders anfällig auf Veränderungen in ihrem Lebensraum. Nicht weniger als 40 % der Schweizer Arten (43 % der aquatischen und 40 % der terrestrischen Arten), welche in der Roten Liste von 2012 (Ruetschi et al. 2012) aufgeführt sind, gelten als gefährdet.
Identifikation
Bestimmungsschlüssel
Mehrere kostenlose und sehr praktisch aufgebaute Bestimmungsschlüssel für verschiedene Artengruppen helfen Ihnen, auch bis anhin schwierigere Arten zu bestimmen. Die Bestimmungsschlüssel sind in der mobilen Webfauna-Anwendung oder direkt online verfügbar :
Wie funktionieren die Bestimmungsschlüssel?
Bestimmungshilfe: Garten- und Hain-Schnirkelschnecken
Unterscheidung von Garten- und Hain-Schnirkelschnecken
Beobachtung melden
Sie haben verschiedene Möglichkeiten, um info fauna Ihre faunistische Beobachtung zu übermitteln. Für alle Artengruppen geeignet sind die Online-Plattform Webfauna, für welche auch eine App zur Verfügung steht.
Ökologische Merkmale
Die ökologischen Ansprüche der Mollusken sind sehr unterschiedlich. Ihr Vorkommen in einem Lebensraum wird hauptsächlich durch den Bodentyp, die Gesteinsart, die Topographie, das Klima, die Sonnen- oder Schattenbedingungen sowie den Feuchtigkeitsgradienten bestimmt. Die meisten Arten sind auch auf Strukturen wie Bodenstreu, Totholz oder verrottende Vegetation angewiesen, welche ihnen die zum Überleben notwendige Nahrung (Algen, Flechten, Pilze, …) bietet und die Entwicklung von Jungtieren ermöglicht. Einige Arten sind carnivor und ernähren sich insbesondere von Regenwürmern oder anderen Mollusken.
Die Mollusken der Schweiz kommen in praktisch jedem terrestrischen und aquatischen Lebensraum vor, von der Ebene bis zur nivalen Stufe. Die Regionen auf Kalksteinsubstraten beherbergen die grösste Vielfalt, da der Kalk insbesondere für die Bildung der Schalen unerlässlich ist.
Ihre Funktion beschränkt sich nicht nur auf das Rezyklieren abgestorbener organischer Stoffe und die Ernährung anderer Organismen. Als Indikatoren für die Qualität von aquatischen wie auch terrestrischen Lebensräumen, eigenen sie sich sehr gut für die Langzeitüberwachung in Biodiversitätsmonitorings oder im Rahmen von regelmässigen Erfassungen der Gewässerqualität.
Hauptsächliche Gefährdungen
Aufgrund ihrer sehr geringen Mobilität, sind die Mollusken besonders anfällig auf Veränderungen in ihrem Lebensraum. Nicht weniger als 40 % der Schweizer Arten (43 % der aquatischen und 40 % der terrestrischen Arten), welche in der Roten Liste von 2012 (Ruetschi et al. 2012) aufgeführt sind, gelten als gefährdet.
Die Arten der Feuchtgebiete, hauptsächlich der Flachmoore, Feuchtwiesen, Quellen und kleiner, sauberer Fliessgewässer in der Eben, sind am meisten betroffen. Die Hauptgründe liegen im Absenken des Wasserstandes, der Entwässerung, der Kanalisierung, der Bachbegradigung, der künstlichen Uferbefestigung sowie der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung.
Zahlreiche an Trockenwiesen gebundene Arten befinden sich ebenfalls in einer prekären Situation. Dieser Rückgang ist vor allem auf die Urbanisierung und die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung zurückzuführen. Im Gegenzug verbuschten oder bewaldeten vor allem in den Alpen zahlreiche, schlecht zugängliche Gebiete in Folge der landwirtschaftlichen Nutzungsaufgabe, sodass Arten von offenen Lebensräumen zurückgingen.
Die Mollusken in den Wäldern sind verhältnismässig weniger bedroht als solche in anderen Lebensräumen. Dies ist auf das Inkrafttreten des Waldgesetzes im 1876, welches den Wald in seiner Fläche schützt, und durch den Umstand zurückzuführen, dass Wälder aus Kosten- und Ressourcengründen lange Zeit nicht intensiv genutzt werden konnten. Erst seit einigen Jahrzehnten hat der Druck auf die Wälder zugenommen, da neue Mittel (Maschinen) eine rationelle und intensive Nutzung ermöglichen. Hinzu kommt, dass nicht standortgerechte Nadelbaumplantagen in tiefen Lagen zu einer Bodenversauerung führen, welche für Mollusken schädlich ist. Viele Arten sind auch auf liegendes Totholz von Laubbäumen angewiesen.
Einige bedrohte Landschnecken leben auch im Siedlungsraum, wie z.B. in Ruderalflächen, trockenen Krautsäumen, spaltenreichen Mauern oder reich strukturierten Grünflächen. Die Fragmentierung der Lebensräume, insbesondere in den Grossstädten, und der massive Einsatz von Bioziden stellen eine Gefährdung für diese Arten dar.
Das Auftauchen von nicht einheimischen Muschelarten, die in direkter Konkurrenz mit einheimischen Arten stehen, stellen eine zusätzliche Gefährdung dar.