Singzikaden und Zikaden (Hemiptera: Auchenorrhyncha)
Kenntnisstand
Der Kenntnisstand zu dieser Artengruppe ist gut. In der Schweiz wurden insgesamt 561 Arten erfasst (Stand 2016). Es ist eine Checkliste für die Schweiz verfügbar.
Rote Liste
Es wurden lediglich die Singzikaden (Cicadidae) in eine Rote Liste aufgenommen. Von den 10 bewerteten Arten sind 8 in der Roten Liste aufgeführt (80 %).
Bestimmung
Die folgenden Referenzen ermöglichen die Bestimmung von Singzikadenarten und einer Vielzahl von Zikaden in der Schweiz. Für Zikaden gibt es kein Gesamtwerk über die Schweizer Fauna. Für die Bestimmung vieler Arten ist das Sammeln von Belegexemplaren sowie die Überprüfung durch einen Experten erforderlich. Anhand eines Bildes ist die Artbestimmung nicht immer möglich. Mühlethaler et al. (2019) ist das aktuellste und umfassendste Werk über diese Gruppe. Es enthält eine Auswahl von 350 der häufigsten oder bemerkenswertesten Arten aus über 700 in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannten Arten.
- Biedermann R., Niedringhaus R. 2004. Die Zikaden Deutschlands. Bestimmungstafeln für alle Arten. WABV Fründ, 409 pp.
- Della Guistina W. 2019. Les Delphacidae de France et des pays limitrophes (Hemiptera, Fulgomorpha). Faune de France no 100. Fédération française des Sociétés de Sciences naturelles, Paris. Tome 1, 432 pp. + tome 2, 400 pp.
- Hertach T. (in prep.). Singzikaden – Cigales – Cicadidae. Fauna Helvetica 36, CSCF & SEG, Neuchâtel.
- Holzinger W.E., Kammerlander I., Nickel H. 2003. The Auchenorrhyncha of Central Europe (Fulgoromorpha, Cicadomorpha excl. Cicadellidae). Volume I. – Brill Publishers, Leiden, The Netherlands, 673 pp.
- Mühlethaler R., Holzinger W., Nickel H., Wachmann E. 2019. Die Zikaden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Entdecken – Beobachten – Bestimmen. Quelle & Meyer, 358 pp.
- Ribaut H. 1936. Homoptères Auchénorhynques. (I. Typhlocybidae). Faune de France 31: 1-231. Link
- Ribaut H. 1952. Homoptères Auchénorhynques (II. Jassidae). Faune de France 57: 1-474. Link
Ökologische Merkmale
Die grosse Artenvielfalt dieser Gruppe deckt fast alle terrestrischen Lebensräume ab, von der Ebene über die Alpen bis zur Vegetationsgrenze. Nur wenige Arten sind für ihre Entwicklung an Wasserpflanzen gebunden.
Singzikaden und Zikaden bilden eine interessante Gruppe, um die Lebensraumqualität zu beurteilen. Viele Singzikaden reagieren empfindlich auf die Vegetationsstruktur ihres Lebensraums. Zudem sind zahlreiche Zikadenarten an bestimmte Wirtspflanzen gebunden.
Hauptsächliche Gefährdungen
Für Singzikaden sind die Gefährdungsursachen klar identifiziert. Die wichtigsten sind die allmähliche Aufgabe der Bewirtschaftung grosser Flächen und deren Aufforstung im Laufe des 20. Jahrhunderts (Hertach 2021). Diese Dynamik setzt sich übrigens bis heute fort.
Für Zikaden liegen zwar keine detaillierten Analysen vor, doch die dramatische Veränderung ihrer Lebensräume – Trockenwiesen und -weiden, Moore und Auen, deren Fläche seit 1850–1900 um 90 % und mehr zurückgegangen ist – lässt auf einen Rückgang vieler Arten schliessen.